61 Tage Venezuela

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In meinen Rucksack passt von mal zu mal mehr rein. Selbst die globigen Wanderstiefel krieg ich mittlerweile rein. Das Handgepaeck wird immer leichter, der grosse Rucksack umso schwerer. 21kg bringt er heute auf die Waage. An der Technik des richtigen Hochhebens muss ich noch feilen. Locker ueber die Schulter schwingen ist nicht. In die Knie gehen, schultern, vorsichtig aufstehen und nicht nach hinten kippen. Gepackt wird wie ueblich eine Stunde vorher. Im Gegensatz zu Deutschland, wo es manchmal etwas missbilligend “alles auf den letzten Druecker” genannt wird, ist es hier ein Ausdruck karibischer Gelassenheit. Sieht so aus, als muesste man sich nicht aendern sondern nur lange genug reisen um einen Platz zu finden an dem das eigene Verhalten normal ist. Falls man normal sein will...

Heute ist der 13.Oktober 2007, ich lasse das erste Land meiner Reise hinter mir. Zwei Monate voller neuer Erfahrungen und Abendteuer. Ich habe seekrank die stuermische See ueberwunden; mit Bruellfischen, Sandfloehen und Moskitos die Nacht auf “Ghost-Island” ueberstanden; unter Fledermaeusen geschlafen und unter Scharren von Hitchkooks Voegeln gestanden. Mit Einheimischen Salsa auf der Strasse getanzt; ohne Ansteckung im Dengue-Lazarett gelebt; habe Menschen ihre Haeusser durch Naturgewalten verlieren sehn; Verkehrsopfer aus ihren Autos befreit; die Schoenheit der Natur genossen: Sonne, Strand, Meer, Berge; mit Froeschen meine Haengematte geteilt; bin Stunden, Tage durch die Suempfe des Orinoco-Deltas gepaddelt; habe mich von 30m hohen Wasserfaellen abgeseilt; bin im karibischen Meer getaucht; auf 4000m Hoehen mit dem Mulli durch die Anden geritten und habe die Friedlichkeit von Los Nevados in mich aufgesaugt…

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Los Nevados

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Die hoechste und laengste Seilbahn der Welt (lt. Lonely Planet) beginnt in Mérida. 100m von der Haustuere meiner Posada geht es von 1.577m hoch auf 4.765m zum Pico Espejo. Die 12,5km lange Seilbahn stoppt an 3 Ausgangspunkten, so dass man Schritt fuer Schritt austesten kann wieviel Hoehe man vertraegt.
Wenn man ohne vorherige Eingewoehnungszeit auf ueber 2.500m Hoehe ansteigt, besteht die Gefahr von Soroche – der Hoehenkrankheit. Unabhaengig von der koerperlichen Fitness haben manche Probleme von Schwindel, Atemnot bis zur Bewusstlosigkeit, waehrend andere kaum etwas spueren.
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Mit einer Gruppe von 4 Deutschen und Josey, der Neuseelaenderin, die ich schon von Playa Colorado kenne, machen wir uns fruehmorgens kurz vor sechs auf den Weg.
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Ich vertrage den Hoehenanstieg ganz gut. Auf 4.765m allerdings sind schnelle Bewegungen tabu. Alles ganz langsam. Eine ruckartige Bewegung macht sich sofort durch Schwindel bemerkbar.
Eine Venezulanerin, anfang 30 hat richtig Probleme mit der Hoehe.
Sie zittert am ganzen Leib und ist vollkommen aphatisch. Fuer sie heisst es, so schnell wie moeglich mit der Seilbahn eine Station tiefer. Das Wasser, das wir ihr anbieten lehnt ihr cleverer Ehemann ab und floesst ihr Alkohol ein, nicht besonders hilfreich. Ich gebe ihr meine Jacke und mein Heizkissen, doch ihr Zittern wird nicht besser, also hilft nur Koerperwaerme. Ich klettere ueber den Sitz, nehme sie in den Arm und teile meine koerpereigene Waerme mit ihr. Ihrem Mann sage ich er soll sie von der anderen Seite umarmen. Der jedoch findet es viel witziger Fotos zu schiessen, wie sich seine Frau hilfesuchend an mich klammert. Wie ein kleines Kind drueckt sie sich veraengstigt an mich. Eine Station weiter, knapp 700m tiefer erholt sie sich langsam wieder.
Von hier aus wollen die 4 Deutschen nach Los Nevados wandern. Gut vorbereitet haben sie alles notwendige fuer eine Nacht in ihren Rucksaecken. „Hey, komm doch mit uns mit.“ Hmm, klingt verlockend, bin zwar alles andere als vorbereitet, aber warum eigentlich nicht. Eine Nacht wird schon gehen. Josey meldet Bedenken an, an der Talstation muss man sich an- und abmelden. So kann notfalls ein Suchtrupplosgeschickt werden, sollte eine Person nicht zurueckkehren.
Die Zeit draengt, wir sollten los bevor es zwecks Einbruch der Dunkelheit zu spaet wird. Die vier marschieren schon mal los, waehrend ich versuche von hier oben aus alles zu regeln. Bei Erfolg komme ich per Mulli nach.
Nach gut eineinhalb Stunden mache ich mich mit Mulli, drei Ochsen und einem Fuehrer auf den Weg. Ich geniesse die Ruhe und die herrliche Landschaft. Nach zwei Stunden kann ich nicht mehr sitzen, mein Hintern schmerzt ganz schoen und ich bevorzuge es zu laufen. Der Fuehrer spricht kein Wort. Komischer Typ. Vom Aussehen erinnert er mich an unseren Dorf-Assi zu Hause. Staendig dreht er sich um, als wuerde er auf jemanden warten. Die Situation ist mir ploetzlich nicht mehr so geheuer. Paranoia macht sich so langsam bermerkbar. Ob das so eine gute Idee war alleine loszuziehen? So langsam muessten wir doch auch die Anderen eingeholt haben. Doch von denen ist weit und breit nichts zu sehen. Ploetzlich ist der Weg zu Ende, ein Holzgatter versperrt den schmalen Pfad. Ohne ein Wort zu sagen steigt der Fuehrer ab und marschiert davon…mir rutscht das Herz in die Hose…er oeffnet das Gatter und es kann weitergehen. Scheiss Paranoia.
Nach endlos langen 4h erreichen wir eine Wegkreuzung „Los Nevaods“ nach recht, der Fuehrer reitet nach links. Ich protestiere. Doch dann erkenne ich, ein Stueckchen weiter links ist eine Wiese, an der wir die drei Ochsen abliefern.  
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 Ich bin heilfroh als wir kurz darauf die vier Deutschen erreichen. Geschafft. Ab hier geht es zu Fuss weiter. Nach ca. einer halben Stunde liegt es vor uns: Los Nevados- das vergessene Paradies! 
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 Ein kleines Doerfchen mitten in den Bergen. Ausser dem Wanderweg gibt es noch eine kleine Bergstrasse, mit dem Jeep braucht man ebenfalls 4h bis zur nachsten Stadt. Ausser uns keine Touristen. Wir verbringen eine Nacht in dieser Idylle und kommen aus dem Schwaermen nicht mehr heraus.
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Am naechsten Tag wollen wir mit dem Jeep zurueckfahren. In der Nacht und in den fruehen Morgenstunden schuettet es wie aus Kuebeln, die Strasse ist matschig und schwer befahrbar. Die Dorfbewohner sind unschluessig ob wir heute noch nach Mérida zurueckkehren koennen.
Schliesslich findet sich doch noch ein Fahrer, der bereit ist uns fuer eine staatliche Summe zurueckzubringen. Die Strasse ist teilweise so schmal, dass sich die Raeder gefaehrlich Nahe am Abgrund bewegen. Immer wieder rutscht der Jeep aus der Spur. 700m geht es steil den Abhang hinunter, kein Busch oder Baum der einen abstuerzenden Jeep bremsen wuerde. Ob die hier wohl soetwas wie das THW haben? Wie lange es wohl dauert bis sie kommen? Ein Blick zum Fahrer beruhigt mich nicht unbedingt, munter trinkt er Rum aus einer Plastikflasche. Der Weg windet sich unglaublich steil um die Bergwaende. Ein langer Anstieg, der Motor stockt und saeuft ab kurz vor der Kuppel….oje, ich dreh mich um, der Blick nach Hinten, nach unten ist nicht sehr ermutigend. Der Fahrer zeigt Koennen, nach mehreren Versuchen bringt er den vollbesetzten Jeep ueber die Kuppel. Dieses Spielchen wiederholt sich von nun an, an fast jedem Anstieg. Nach gut einer Stunde, in der ich echte Angst verspuehre finde ich mich langsam mit der Situation ab. Der Jeep will nicht so recht, Fahrer und Beifahrer streiten sich ob es an mangeldem Benzin oder am Dreck im Tank liegt. Benzin wird mittels einer 500ml Plastikflasche nachgefuellt. Erneuter Stopp nach 10min, die Benzinpumpe wird gereiningt. Wir sitzen eine halbe Stunde am Wegesrand und hoffen, das wird heute noch etwas mit dem Heimkommen. Irgendwie schaffen wir es dann doch noch, nach gut 6h, mit stotterndem Motor Mérida zu erreichen.
Und wieder ein neues Abendteuer!

Hallo, wir sind auch noch da!

Meine zarten europaeischen Öhrchen zeigen sich beleidigt ueber die ungewollte Kaeltezufuhr im Bus. Habe ich den Armen doch nicht genuegend Zeit gegeben die Infektion auszukurieren, die sie durch die kalten Naechte und das verschmutzte Wasser im Orinoco-Delta erleiden mussten. Ihre Beschwerden bringen sie in der ersten Nacht in Mérida vor. Ich wache auf weil Wasser aus meinen Ohren laeuft und nicht mehr aufhoert. Und damit ich es auch wirklich verstehe, haben sie ihre Freunde die Schmerzmonster mitgebracht, die allerdings noch gnaedig sind und nur mit halber Kraft lostrommeln. Ok, ich habe verstanden. Ich versoehne sie mit einer warmen Wollmuetze, die ich gleich am naechsten Tag kaufe. Fuer den Notfall habe ich Antibiotika dabei, das kommt aber nur zum Einsatz sollten die Ohren sich nicht mindestens fuenf Tage vor dem naechsten Flug beruhigt haben. 

Rechtzeitig vor dem naechsten Flug beruhigen sie sich wieder und ich kann das Antibiotika aufsparen. Und werde in Zunkunft besonders gut auf sie aufpassen.

Mérida

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Nach eineinhalb Monaten hab ich mich so an die Haengematte gewoehnt, dass ich gar nicht mehr in einem Bett schlafen will. Mérida liegt auf ca. 1.500m Hoehe, nachts wird es ziemlich kalt und in der Posada gibt es nur Betten. Auf der Terasse im Freien finde ich eine Haengematte und tausche mein Bett dafuer ein. Mit dem warmen Schlafsack, warmer Kleidung und dem Schlafsackwaermer ists moeglich. Der erste Blick am morgen faellt auf die schneebehangenen Anden. Gigantisch!!! Dafuer lohnt es sich etwas Kaelte in Kauf zu nehmen.

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Reiten in den Anden Venezuelas.
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500 Hoehenmeter Downhill mit dem Mountainbike. Von allem Neuen was ich bisher ausprobiert habe, hat mir das am wenigsten Spass gemacht. Liegt wohl daran, dass ich die ganze Abfahrt an Ändria und Matze denken musste, die vor kurzem einen heftigen Radunfall hatten.  
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Sabrina und Verena, zwei Maedels aus Reutlingen. Mal wieder richtig viel Lachen…
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Zum Geburtstag der Oma gibts eine Piñata.
Ein Tier aus Pappmaschee gefuellt mit Suessigkeiten und Spielzeug, wird an einem Seil aufgehaengt. Mit verbunden Augen muss man mit einem Stock so feste draufhauen, bis es Suessigkeiten regnet. Um es nicht ganz so einfach zu machen, wird die Piñata am anderen Ende des Seil immer wieder aus der Reichweite gezogen. 
Und nachdem die Oma angefangen hat, kann ich mich auch nicht davor druecken…
 Hat richtig viel Spass gemacht. Und nach einigen Minuten Stockkampf konnten sich die kids im Suessigkeitenregen tummeln.
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Fallendes Thermometer erzeugt Attraktivitaet

Helga will mich positiv auf die 20h lange Fahrt einstimmen und schwaermt mir von den komfortablen Ueberlandbussen vor. Sitze die man zu Liegen umfunktionieren kann, jede Menge Beinfreiheit, Fussstuetzen, Klimaanlage und Servicepersonal das heisse Tuecher reicht. Hey, ich erwarte nichts, hab im Dschungel mit Froeschen meine Haengematte geteilt, mit Spinnen und anderem Getier das Kajak. Aber das hoert sich doch echt gut an.

Ein kleines Abendteuer ist es dann auch den richtigen Bus zu finden. Nachdem man sich hier weder auf Zeiten noch auf Plaene verlassen kann, bin ich froh den richtigen zu erwischen. Doppeldeckerbus. Ich sicher mir gleich den Platz oben ganz vorne. Und….es erwarten mich komfortable Sitze, die man nach hinten stellen kann, Fussstuetzen und Klimaanlage. Wow, da hatte die Kleine ja mal wieder recht. Der Bus ist nicht ausgebucht, so dass ich zwei Sitze fuer mich hab. Die Fahrt verspricht angenehm zu werden. 

Helga hat mich auch vorgewarnt, dass es durch die Klimaanlage recht frisch werden kann. Kein Problem, lange Jeans, Fleece und mein Ju-He-Schlafsack als Decke sollten genuegen. Waehrend der Fahrt wird es immer kaelter. Ich weiss ja, dass ich mich in Playa Colorado an die 37 Grad gewoehnt habe, aber so ein bisschen Kaelte sollte ich doch noch vertragen koennen. Das Thermometer scheint immer weiter zu fallen. Durch den Zug der Klimaanlage bringt der duenne Schlafsack rein gar nichts. Nicht nur ich, alle im Bus reiben sich Arme und Beine um nicht am Sitz festzufrieren. Jetzt waere ein guter Zeitpunkt fuer das Servicepersonal mit den heissen Tuechern.

Meine Nase ist eisig kalt, die Glaeser meiner Brille eingefroren. Der Typ nebenan wird mit jedem fallenden Grad attraktiver oder vielmehr sein 36 Grad warmer Koerper. Es ist beruhigend immer einen Altenativplan im Aermel zu haben. 

Aber vorher versuche ich noch etwas anderes. Der menschliche Koerper besteht doch aus Energie. Energie gleich Waerme. Es muss doch moeglich sein, die Energiechakren in Bewegung zu setzen und dadurch Waerme zu erzeugen. Als Ungeuebter geht das leider nicht auf Knopfdruck. Zwei Stunden volle Konzentration gleich zwei Stunden in einem Zustand den man aushalten kann. So uebersteh ich die Busfahrt ohne die 36 Grad meines frierenden Gegenuebers. Falls er  ueberhaupt noch so viel Waerme besitzt.

Tag 48: Ich und mein Rucksack

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Montag, 1.Oktober 2007. Tag 48 meiner Reise. Ab heute geht es alleine weiter. Kein Programm, keine Gruppe, kein Plan. Ich und mein Rucksack! Das Ziel: Mérida. Eine grosse Universitaetsstadt in den Anden Venezuelas. Jakera hat dort eine weitere Posada (Pension), dort kann ich wohnen ohne nochmal zahlen zu muessen. Das Transportmittel: Reisebus. Dauer: 20h. Der Bus faehrt gegen Mittag in Puerto la Cruz los. Ticket hab ich noch keins. Umso kurzfristiger umso besser. Bloss nicht zu frueh festlegen, wer weiss was noch alles dazwischen kommt. Kurz nach 9Uhr gehts los. Brandon macht keine Anstalten mich zu den 45min entfernten Busterminal zu bringen. Ich hab aber auch nicht gefragt. Ich weiss, dass man bei ihm lange betteln muss. Dafuer bin ich zu stolz- fuers Taxi zu geizig. Also Rucksack schultern und zur Bushaltestelle. Der erste Bus ist so voll, dass mein Rucksack nicht mehr rein passt. Der zweite laesst lange auf sich warten. Auf der gegenueberliegenden Strassenseite am Tante Emma Laedchen steht ein knallroter Pick-Up. Der Fahrer winkt mir und dem wartenden Maedchen neben mir zu, wir koennen auf seiner Ladeflaeche mitfahren. Dort sitzt schon ein weiterer Passagier mit seinem 12jaehrigen Sohn.

Die Fahrt ist genial. 45min Serpentine, die Kueste entlang. Wie oft bin ich hier in einem stickigen Bus mitgefahren, um ins naechste Internetcafe zu kommen. Heute fahre ich die Strecke vielleicht zum letzten Mal. Der Wind blaesst mir die frische karibische Merresluft um die Nase, der Strand, das Meer, die Sonne, die Palmen- ein wunderschoener Fleck ist das hier.

Mit dem Ticketkauf klappt alles auf Anhieb. In dem 14Uhr Bus ist noch ein Platz frei. An was ich mich noch nicht gewoehnt habe, ist die unfreundliche Art der Verkaeufer. Sobald es nicht der eigene Laden ist, sind sie unmoeglich. Blickkontakt scheint verpoent zu sein, Loesungsorientiert ein Fremdwort. -Neulich wollte ich eine Packung Muesliriegel kaufen. Die Vekaeuferin erklaerte mir, die seien erst heute morgen angeliefert worden und noch nicht mit einem Preis versehen. Gerne helfe ich ihr weiter, immerhin steht der Preis am Regal. Ich hab ne ganze Weile gebraucht bis ich verstanden habe, dass es unmoeglich ist mir die Ware zu verkaufen, sonst muesste sie ja aufstehen und selbst zum Regal laufen.- Ich frag die Ticketverkaeuferin wo ich denn meinen Rucksack bis zur Abfahrt lagern kann. Sie nuschelt was und zeigt mit ihrem Finger die Richtung. Ich suche und finde aber nichts, dass auch nur im Entferntesten nach Gepaecklagerung aussieht. Also wieder zurueck und das gleiche Spiel von Vorne. Bis es mir zu Bloede ist und ich ihr mit Nachdruck erklaere, dass ich jetzt wirklich Unterstuetzung gebrauchen koennte. Ihr Kollege erbarmt sich und bewegt seinen Hintern um mir den Weg zu zeigen. Beschwingt laeuft er checkermaessig voraus, sein Gang sprueht nur so von Coolness. “Komm Kleine, ich zeig Dir den Weg.” Gerade noch absolut genervt, kann ich jetzt nur noch grinsen. Wenn er sich dadurch besser fuehlt, ich hab ja auch was ich will.

Kein Wunder, dass ich die Gepaecklagerung nicht finden konnte. Der Besitzer des Kiosk am Eck, hat nebenan einen CD-Brenn-Stand, hinter der Theke verwaltet er das Gepaeck bis zur Abfahrt. Alles klar.

Isla Margarita

Bevor ich alleine weiter ziehe, fahre ich mit einigen aus der Lodge uebers Wochenende auf die „Isla Margarita“.  Am ersten Tag buchen wir uns einen Taxifahrer, der mit uns saemtliche Straende der Insel abfaehrt. Der zweite Tag ist dann wirklich ein fauler Strandtag.

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Alleine

Meine Gruppe bricht auf zum naechsten Trip. Ich habe mich ja bereits im Orinoco-Delta dazu entschlossen, von jetzt ab alleine weiterzuziehen. Bevor es allerdings bei mir weitergeht, bleibe ich noch ein paar Tage in der Lodge, dort habe ich den ganzen „Vogel-Kaefig“ fuer mich alleine.

Die anderen Maedels aus der Lodge bieten mir an zu ihnen ins Zimmer zu ziehen. Nach 6 Wochen ununterbrochener Gesellschaft, 24h Gemeinschaft, freue ich mich allerdings darauf mal wieder alleine schlafen zu koennen. 

Auch „Platz haben“ ist ein Luxus. Und den nutze ich voll aus. Ich hab zwar nicht viel dabei, aber was ich hab kommt endlich mal alles aus dem Rucksack raus und ich nehm so viel Platz wie nur moeglich ein.

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Stell Dich Deinen Aengsten

Hoehen faszinieren mich, wenn ich allerdings oben stehe bin ich wie versteinert.

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Abseilen von einem 29m hohen Wasserfall.

Das erste Mal muessen wir das Unterfangen abbrechen. Wegen der Regenzeit traegt der Fall zu viel Wasser. Es ist zu gefahrlich. Einer der Kletterguides versucht es, muss nach einigen Metern allerdings kehrt machen, was bedeutet das Seil wieder hochzuklettern. Das Wasser hat solch eine enorme Kraft, dass es einen an den letzten Metern gegen die Felsen schleudern wuerde.

Zwei Wochen spaeter versuchen wir es noch einmal. Die letzte Chance, bevor wir alle in unterschiedliche Richtungen aufbrechen. Jetzt oder nie.

Der Fall traegt wieder zu viel Wasser. Doch bevor die Enttaeuschung zu gross wird haben die Guides einen Alternativplan. Durch eine Seilkonstruktion ermoeglichen sie es, dass wir uns zwei Meter, neben dem Fall abseilen koennen.

Ich mach mich bereit. Tief Luft holen, Augen zu und durch. Nach ein paar Metern, frage ich mich ob ich es hinbekommen nach unten zu schaun. Oben habe ich es vermieden, aber jetzt da ich schon auf dem Weg bin kann ich doch gar nicht versteinern, ich muss ja schliesslich runter.

Ich schaue nach unten….und finds total cool.

Wow

Ich der Schisser, seil mich hier gerade ab.

Unten angekommen kann ich es kaum erwarten gleich noch einmal runter zu gehn. Das erste Mal war eher um die Angst zu ueberwinden, das zweite Mal ist einfach nur fuer den Spass. Dieses Mal bin ich auch mutiger, spring mehr, spring direkt in den Wasserfall rein. Und seil mich direkt in den Wassermassen ab. Nur nach oben schaun ist wegen der Kraft des Wasser nicht moeglich.

How to shit it the jungle – 9. und letzter Teil

Aufbruch um 2Uhr in der Frueh. Diesesmal hat jeder der einen Wecker dabei hat diesen auch gestellt. Im Dunkeln, nur mit Stirnlampe bewaffnet, ziehen wir uns in unsrem “Moskitonetz-Zelt” um und packen alles zusammen. Ich spuere etwas nasses an meinem Bein, denke ich habe Wasser verschuettet und will es wegwischen. Ihh, ich schreck hoch, das glitschige Etwas hat sich bewegt. Ein ca. 5cm grosser gelber Frosch sitzt auf meinem Bein. Erschrocken schupse ich ihn von mir weg. Er springt wieder zu mir zurueck, und dass ist auch gut so, denn einfangen muss ich ihn eh. Das sind die Momente, die ich hier immer wieder erlebe. Ich muss ueber meinen Schatten springen.Ob es ein kleiner glitschiger Gast ist, der sich am Abend heimlich eingeschlichen hat, die stuermsiche See oder irgendwelche Hoehen die es zu bewaeltigen gibt. 

Und wieder einaml paddeln wir durch die Nacht. Genial und wunderschoen. Nach drei Stunden-Fruehstueckspause. Diesesmal mit festem Boden unter den Fuessen. Jose, die Neuseelaenderin und das Ami-Tusschen haben Probleme mit dem Tempo mitzuhalten. Jose fuehlt sich seit Tagen unwohl. Die Beiden sind fix und fertig. Dennoch geht es nach einer halben Stunden weiter. Nach weiteren zwei Stunden erneuter Stopp. Piñas Eltern werden verstaendigt, sie sollen das Kajak und die Maedels mit dem Motorboot ans Ziel bringen. Es liegen noch mindestens vier Stunden vor uns. Jose bricht in Traenen aus, sie will nicht aufgeben, nicht so kurz vorm Ziel, nicht nach 166km. Sie streitet sich mit den Guides, die meinen sie packt den restlichen Part nicht mehr. Jose jammert, sie habe die ganzen Tage gepaddelt und das Ami-Maedel habe sich ausgeruht. Diese hat keine Lust alleine aufzugeben und meint ganz cool, sie sei nicht die Einizige der es nicht gut gehe und es sei ja auch nicht ihre Entscheidung. Nach vielen Traenen, darf Jose mit Piña in einem Doppel-Kajak die Tour fortsetzen. Ein bisschen beneiden wir sie, denn mit Piña ist es ein leichtes Spiel, er ist so unglaublich schnell, dass keiner von uns mithalten kann. 

Gluehend heiss brennt die Sonne die letzten Stunden auf unsere Koepfe. Um ca. 14Uhr erreichen wir unser Ziel. Wobei wir unterwegs auch viel Zeit mit warten und diskutieren verdroedelt haben.  170km, durch den Dschungel des Orinoco-Deltas! Erschoepfung wird von Stolz verdraengt. 

Fuenf Stunden Autofahrt stehen noch vor uns. Unterwegs bekommt Jose schreckliche Magenkraempfe. Und verliert Fluessigkeit von Beiden Seiten. An einem Kontrollpunkt stoppen wir einen Krankenwagen. Nach einer Infusion ist Jose augenblicklich wieder putzmunter. Der Krankenwagen ist ziemlich kurz und Jose ziemlich lang, waehrend sie liegt ragen ihre Fuesse gute 30cm aus dem Wagen. Gut, dass sie mit ihr nicht fahren muessen.

 Kurz vor Mitternacht erreichen wir die Jakera-Lodga in Playa Colorado.