In Brasilien gibt es genau zwei Woofingstellen, bei der einen muss man mindestens 6 Monate bleiben, das ist mir zu lange, also die Andere. „The 12 Tribes“, eine Kommune die an den Sonnengott glaubt, deren Herzen und Tueren offen stehen.
Ich recherchiere ein bisschen im Internet und finde eine Gemeinschaft der 12 Staemme in Deutschland. Das hoert sich ziemlich konservativ an. Kommune und Sonnengott rufen bei mir ganz andere Assozinationen hervor, wie wilde Orgien oder um Mitternacht nackt ums Lagerfeuer tanzen. Das wird dann wohl nicht das selbe sein. Wie auch immer, auf in ein neues Abendteuer. Ich bin schliesslich nur zu Recherchezwecken dort. Und wie gesagt, es ist die einzige Stelle in Brasilien.
„Ich geh dann mal zu ner Sekte“ erzaehl ich salopp am Telefon und denke mir nichts dabei. Denke gar nicht daran, dass ich die Daheimgebliebenen damit mal kurz ganz schoen schocke. Schliesslich bin ich doch immer auf der Suche nach spannenden Stories, merke mir aber fuer die Zukunft meine Worte weisser zu waehlen.
Mittwochnachmittag treffe ich zum ersten Mal auf die 12-Tribes. Nathan ist der Erste den ich kennenlerne. Schulterlange Haare, die im Nacken zusammengebunden sind, Vollbart und weite Kleidung. Amish-People schiesst es mir durch den Kopf. Dann hiess das also doch Yashua, der Sohn Gottes und nicht „Sonnengott“. Freudsche Fehlleistung. Also wohl eher keine Mondscheintaenze.
Sarah 18 und Rebeca 17 Jahre alt werden mir an die Seite gestellt und kuemmern sich ruehrend um mich. Machen mir etwas zu essen und zeigen mir mein Bett. Ich schlafe bei ihnen im 4-Bett-Zimmer. Die vierte ist Ly-Jang, eine Japanerin um die 50, die ausschliesslich portugiesisch spricht. Das Haus ist noch im Rohbau, doch einige Zimmer schon bewohnbar. Auf meinem Kopfkissen steht ein Willkommenskorb mit selbstgemachten Seifen, Fruechten und Vollkorngebaeck. Ich darf mich nach meiner 60 stuendigen Reise erst einmal ausruhen. Ganz anders als in Bolivien, wo wir schon mit arbeiten begonnen haben bevor die Modalitaeten ausgehandelt waren.
Am Abend werde ich offiziel in die Gemeinschaft eingefuehrt. Insgesamt leben hier ca. 80 Personen, Familien mit grossen und ganz kleinen Kindern, Alleinstehende in jungen sowie in fortgeschrittenem Alter. Manche leben schon ihr ganzes Leben in der Gemeinschaft. Andere lebten vorher in anderen Kommunen, waren Budhisten oder ganz normale Suender. Wie ist das wenn Du in solch einen Kreis hineingeboren wirst und nichts anderes kennst? Darauf gehe ich spaeter genauer ein.
Vor dem Abendessen treffen sich alle zu einem „Gathering“. Wir stehen im Kreis, nein nicht Haendchenhalten, jeder hat nun die Moeglichkeit sich und seine Gedanken den anderen mitzuteilen, sich zu oeffnen, zu sagen fuer was man heute dankbar ist. Dieses „Mitteilen“ ist ein wichtiger Bestandteil. Ich schaue in die angestrengten Gesichter und sehe wie einige krampfhaft ueberlegen, was sie denn sagen koennen. Ein bisschen wie kleine Streber in der Schule, wenn ich was sage gefalle ich dem Lehrer. Die meisten sind dankbar ihr Leben fuer Jesus opfern zu duerfen und in dieser Gemeinde zu leben. Auch ich bekomme die Moeglichkeit mich mitzuteilen. Ok, sprechen vor der Gruppe habe ich ja schliesslich gelernt. Also halte ich eine spontane Ansprache auf englisch, die fuer den Rest ins portugiesische uebersetzt wird. Mein Wunsch zu lernen wie man Kerzen herstellt und Kuehe melkt entlockt der Gemeinde ein herzliches Lachen. Es wird gemeinsam gesungen und getanzt begleitet von Gitarren und Blockfloeten. Ich verstehe kein Wort, denn es sind hebraeische Texte. Mit einem Gebet, bei dem alle Maenner die Haende in den Himmel heben, wird das Gathering beendet.
Zum Abendessen werde ich von Nathans Frau eingeladen mit ihnen am Tisch zu sitzen und erfahre wie er zur Gemeinde gefunden hat.
Fortsetzung folgt